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Vajrayana und Sadhana-Praxis – „Mittel der Errungenschaft“

Diese Seite richtet sich an erfahrene Vajrayana-Praktizierende. Sie enthält Anleitungen, Belehrungen und weitere Informationen über den Vajrayana-Pfad, speziell über die Sadhana-Praxis. Du findest hier auch Abschnitte bzw. Links zu den „Rigpa Study & Practice Pages“ mit Hinweisen zu den wichtigsten Sadhanas, die in Rigpa bzw. allgemein in der Nyingma-Tradition praktiziert werden.
*Das heißt, du hast Belehrungen zu allen Ngöndro-Praktiken erhalten und sammelst sie entweder gerade an oder hast die Ngöndro-Ansammlungen bereits mindestens einmal abgeschlossen. Außerdem hast du schon eine Ermächtigung erhalten und bist zu der klaren Überzeugung gelangt, dass Vajrayana etwas für dich ist.

Wenn du noch dabei bist, dich über das Vajrayana und seine Bedeutung zu informieren, oder wenn du eine Auffrischung dazu brauchst, dann gehe bitte auf die Seite: „Vajrayana-Buddhismus in der modernen Welt. Ist Vajrayana etwas für mich?".

Diese Seite enthält:

  •  Eine Zusammenstellung ausgewählter Belehrungen über einige der wichtigsten Prinzipien des Vajrayana und der Sadhana-Praxis

  • Anleitungen, Belehrungen und Informationen zu den wichtigsten Sadhanas, die von der Rigpa-Sangha und allgemein in der Nyingma-Schule des tibetischen Buddhismus praktiziert werden

  • Einen Abschnitt mit bevorstehenden Vajrayana-Live-Veranstaltungen, Retreats und anderen Ressourcen als Unterstützung für deine Praxis und dein Studium


Bitte beachte: Diese Seite wird laufend aktualisiert und weiterentwickelt. Sie zielt nicht darauf ab, einen vollständigen Überblick über das Vajrayana zu geben oder die Anleitung durch qualifizierte Lehrer*innen zu ersetzen. Es gibt viele Möglichkeiten, das Vajrayana zu präsentieren, das hier ist nur eine davon – hoffentlich eine, die dir gefällt und von der du profitieren wirst.

Die beiden Kernbereiche der Vajrayana-Stufe des Pfades, so wie sie in Rigpa präsentiert wird, sind: 1) Sicht, Meditation und Handlung des Vajrayana und 2) Sadhanas


Erinnerung an Sicht, Meditation und Handlung des Vajrayana

Die Lehre und Praxis des Vajrayana bilden das Herzstück der Tradition des Mahayana-Buddhismus in Tibet. Basierend auf der Motivation von Bodhichitta – dem Wunsch, zum Wohle der anderen den Zustand vollkommener Erleuchtung zu erlangen – ist der Vajrayana-Pfad auf die Entwicklung reiner Wahrnehmung ausgerichtet. Das Vajrayana umfasst eine Vielzahl kraftvoller Methoden zur Ansammlung von Verdienst und Weisheit, um rasch zu einer direkten Erkenntnis der Buddha-Natur und der Natur der Wirklichkeit selbst zu gelangen. Durch die Praxis von Visualisation, Mantra-Rezitation und Meditation wird die gewöhnliche Wahrnehmung in eine „geheiligte Sicht“ verwandelt, bei der alles vollkommen rein in seiner wahren Natur gesehen und erlebt wird.

Das Vajrayana ist kein eigenständiges Fahrzeug, sondern ein spezielles Gefährt der geschickten Mittel innerhalb des Mahayana. Tatsächlich unterteilt man das Mahayana in zwei Fahrzeuge: Sutra- und Tantra-Mahayana. Das Tantrayana wird als „erfüllendes oder Ergebnis-Fahrzeug“ bezeichnet, weil der Pfad nicht mehr darauf basiert, Ursachen zu schaffen, sondern darauf, sich direkt mit dem Ergebnis zu identifizieren. Im Sutrayana wurde die grundsätzlich reine Essenz des Geistes oder die Buddha-Natur als Keim der Erleuchtung verstanden. Im Tantra wird davon ausgegangen, dass das letztendliche Ziel oder Ergebnis von Anfang an im Geist vorhanden war, aber durch Unwissenheit und hinzukommende Verunreinigungen verdunkelt ist.

**Um mehr darüber zu erfahren, wo der „Vajrayana-Hauptteil“ innerhalb der verschiedenen Stufen des Pfades seinen Platz hat, klicke hier.

Sadhana-Praxis

Eine „Sadhana“ (wörtlich: „Mittel der Errungenschaft“) ist ein ritueller Text, der das Mittel für die Errungenschaft einer oder mehrerer Gottheiten ist, die im Grunde den letztendlichen Zustand eines Buddha repräsentieren. Durch die Praxis der Sadhanas der inneren Tantras entwickeln wir eine erleuchtete Sicht der Welt, indem wir uns selbst als Buddha oder Gottheit und unsere Umgebung als reinen Bereich visualisieren und erkennen, dass alle Klänge Mantra und alle Gedanken ursprüngliche Weisheit sind.

Dieser Prozess kann zunächst künstlich erscheinen, aber wenn wir diese neuen Wahrnehmungsgewohnheiten annehmen, können wir die üblichen Gewohnheiten der groben Wahrnehmung, die auf Unwissenheit und emotionalen Tendenzen beruhen, abschwächen und mit einer subtileren Erfahrungsebene in Berührung kommen.

Bitte beachte, dass wir uns nicht in allen Sadhanas selbst als Gottheit visualisieren. In den äußeren Tantras (Kriya, Charya oder Upayoga und Yoga-Tantra) rufen wir die Präsenz der Gottheit im Himmel vor uns an, wie im Guru Yoga.

Für die Ausübung einer bestimmten Sadhana-Praxis sind drei Komponenten erforderlich:

—die Ermächtigung (tib. wang)
—die mündliche Übertragung (tib. lung)
—die geheime Anweisung (tib. tri)

Sie werden von einem qualifizierten Meister oder Lehrer für die jeweilige Praxis gewährt bzw. erteilt.

Die Ermächtigung dient dazu, uns zur Reife zu bringen. Die mündliche Übertragung dient dazu, uns zu verbinden. Die geheime Anweisung oder Belehrung dient dazu, uns zu befreien.

Praktiken wie Tendrel Nyesel, Rigdzin Düpa, Yang Nying Pudri und Yumka Dechen Gyalmo sind Sadhanas.

Als praktizierende Vajrayana-Schülerinnen und -Schüler sollten wir ein immer tieferes Verständnis von Schlüsselthemen wie Ermächtigung, Samaya, Kyerim und Dzogrim entwickeln. Darüber hinaus ist es wichtig, dass wir uns mit den grundlegenden Aspekten des Vajrayana vertraut machen, das heißt mit Grund, Pfad und Frucht sowie mit Sicht, Meditation und Handlung.

Diese Seite ist natürlich kein Ersatz für vertiefende Kurse und Schulungen zu diesen Themen, aber weiter unten findest du als Inspiration verschiedene Belehrungen, die einige dieser Schlüsselprinzipien ansprechen, und unter der Rubrik „Vertiefung“ – ganz unten auf der Seite – findest du umfangreichere Belehrungssammlungen für dein weiteres Studium. (Das sind die oben erwähnten tri oder geheimen Anweisungen).

Bitte beachte, dass die folgende Belehrungsauswahl absichtlich dem Studium einzelner Sadhanas vorangestellt wurde, da die meisten der darin behandelten Themen für alle Sadhanas relevant sind, zum Beispiel die Erklärungen, was eine Sadhana ist, und die Anweisungen zu Kyerim.

8 Min. 17 Sek.
Wie man mit der sadhana-praxis beginnt
Sogyal Rinpoche
Vajrayana – Prinzipien
2003
In diesem kurzen, tiefgründigen Auszug erklärt Sogyal Rinpoche ganz essentiell eines der wichtigsten Elemente der Sadhana-Praxis – die drei Samadhis.

Vertiefung deines Verständnisses

Weitere Ressourcen

Vertiefung des Verständnisses von Sadhana-Praxis

Rigpa führt eine lebendige Überlieferungslinie von Sadhanas, Drupchös, Drupchens und Nyenpas fort, unterstützt durch Belehrungen, Praxisanleitungen, Retreats und Ritualschulungen gemäß unserer Tradition.

Im Folgenden findest du Hinweise zu Seiten mit Informationen zu Studium und Praxis verschiedener Sadhanas, die von Rigpa (bzw. innerhalb der Nyingma-Tradition) praktiziert werden. Diese „Study and Practice Pages“ sind eine reichhaltige Informationsquelle, die nicht nur die spezifischen Anforderungen für jede Praxis erklären, sondern dich auch mit wichtigen Belehrungen, Veranstaltungen und anderen Studienmaterialien versorgen.

Im Moment sind die „Study and Practice Pages“ nur auf Englisch verfügbar.

Riwo Sangchö

Riwo Sangchö, wörtlich „Bergrauchopfer“, ist eine Praxis des Darbringens und der Reinigung, bei der das Element Feuer verwendet wird. Sie wurde von Guru Rinpoche als Terma für zukünftige Generationen verborgen und im siebzehnten Jahrhundert von dem großen Meister Lhatsün Namkha Jikme offenbart.
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Tendrel Nyesel

Tendrel Nyesel ist eine besondere Belehrung und Praxis für die Beseitigung und das Verhindern von, den Schutz vor und das Verwandeln von Missgeschick und Konflikten jeder Art, inneren, äußeren und geheimen, einschließlich derer, die durch negative Handlungen, störende Emotionen und falsche Wahrnehmung erzeugt wurden. Sie ist berühmt als eine Praxis, die speziell darauf ausgerichtet ist, Unglück verheißende Umstände aller Zeiten abzuwenden, und sie gilt als eine der kraftvollsten Praktiken, um der Welt Frieden und Stabilität zu bringen.
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Zabtik Drolchok

Zabtik Drolchok, „Die tiefgründige Essenz von Tara“, ist eine bekannte Praxis der Grünen Tara, die von Chokgyur Dechen Lingpa als Geist-Terma enthüllt wurde. Wie das von Jamyang Khyentse Wangpo enthüllte Chime Pakme Nyingtik – „Herzessenz der erhabenen Gebieterin der Unsterblichkeit“ – ist auch Zabtik Drolchok Teil eines größeren, noch zu enthüllenden Terma-Zyklus namens Drolma Nyingtik, Herzessenz der Tara.
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Rigdzin Düpa

Rigdzin Düpa, „Die Versammlung der Vidyadharas (oder Gewahrseinshalter)“, ist eine tiefgründige Guru Rinpoche-Praxis aus dem Longchen Nyingtik-Schatzzyklus, der vom großen Meister Rigdzin Jikme Lingpa enthüllt wurde. Rigdzin Düpa gilt als eine der wichtigsten und tiefgründigsten Praktiken in unserer Tradition, sie ist die Wurzel allen Segens und hat die Kraft, in unserer Erfahrung die Sicht des natürlichen Zustands von Dzogpachenpo – die Natur des Geistes – zu erwecken. Rigdzin Düpa ist auch eine tiefgreifende Langlebens-Praxis und eine der Drei-Wurzel-Praktiken des Longchen Nyingtik.
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Yang Nying Pudri

Yang Nying Pudri, „Das scharfe Messer der innersten Essenz“, ist eine Terma-Enthüllung von Tertön Sogyal speziell für diese Zeit. In dieser Praxis bezwingt Vajrakilaya – der die erleuchtete Aktivität aller Buddhas verkörpert und sich in einer äußerst zornvollen Form manifestiert – die Hindernisse für die spirituelle Entwicklung und den Frieden in der Welt. Es ist die wichtigste Yidam-Praxis der Rigpa-Sangha.
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Chime Phakme Nyingtik

Chime Phakme Nyingtik, „Die Herzessenz der erhabenen Gebieterin der Unsterblichkeit“, ist eine Langlebenspraxis, die von Jamyang Khyentse Wangpo enthüllt wurde. Durch die Kraft und den Segen dieser Praxis konnten viele Meister und Meisterinnen Hindernisse für ihr langes Leben aus dem Weg räumen und so ihre Arbeit fortsetzen und den Menschen weiterhin von Nutzen sein.
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Yumka Dechen Gyalmo

Yumka Dechen Gyalmo, die Königin der großen Glückseligkeit, ist die friedvolle Dakini-Praxis aus dem Longchen Nyingtik-Zyklus, der Terma-Enthüllung von Jikme Lingpa. In ihrem Mittelpunkt steht Yeshe Tsogyal, die Gefährtin von Guru Rinpoche, in Form einer Weisheitsdakini. Zusammen mit Lama Rigdzin Düpa und Yidam Palchen Düpa ist sie eine der Drei-Wurzel-Praktiken des Longchen Nyingtik.
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Dukngal Rangdrol

Dukngal Rangdrol, („Die natürliche Befreiung vom Leiden“) ist eine Avalokiteshvara-Sadhana aus dem Longchen Nyingtik. Sie wird als friedvolle Yidam-Praxis oder als die geheime Guru-Praxis aus dem friedvollen männlichen Vidyadhara-Abschnitt des Zyklus klassifiziert. Dukngal Rangdrol wird auch für die Nedren-Praxis verwendet.
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Tikle Gyachen

Tikle Gyachen, „Die versiegelte Quintessenz“, ist die innerste geheime Lama-Praxis im Longchen Nyingtik-Zyklus. Sie gilt als unverzichtbare Vorbereitung auf die Dzogchen-Praxis.
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Andere Praktiken, die oft im Rahmen einer Sadhana durchgeführt werden

Bekenntnis und Erfüllung

Die Bekenntnispraxis besteht aus einer Bitte um Reinigung unter Darbringung von Opfergaben. Wann immer wir Tsok praktizieren, sollten wir auch in der einen oder anderen Form Bekenntnis und Erfüllung praktizieren.

Das kann entweder eine ausführliche Praxis sein wie Narak Kong Shak, Yeshe Ku Chok Ma oder das essentielle Reinigungsgebet „Das Herz von Vajrasattva“. Hier sollte man, genau wie in der Vajrasattva-Praxis, darauf achten, dass die Praxis mit allen vier Kräften verbunden ist. Danach folgt eine kurze Erfüllungspraxis. Wenn wir ausführlicher praktizieren, folgt auf „Die kurze Opfergabe zur Erfüllung“ traditionell Marme Mönlam, ein Wunschgebet, dass alle Anwesenden gemeinsam Erleuchtung erlangen mögen, in einem Mandala.

Narak Kong Shak ist eine berühmte Bekenntnis- und Erfüllungspraxis, die mit dem Narak Dongtruk-Tantra verbunden ist (vollständiger Titel: Die niederen Bereiche bis in ihre Tiefen leeren, die unübertreffliche Praxis für das Bekennen aller Verletzungen und Brüche, negativen Handlungen und Verdunklungen). Sie zählt in der Nyingma-Tradition zu den kraftvollsten und wichtigsten Methoden bzw. Praktiken des Bekennens und ist eine besonders wirkungsvolle Praxis für Verstorbene und Kranke.

Diese Bekenntnispraxis wird oft an wichtigen Tsok-Tagen ausgeübt sowie an Sojong-Tagen (vor allem von Mönchen und Nonnen).

Tsok

Tsok (Skt. gaṇacakra; Tib. tsok kyi khorlo) Das Wort tsok bedeutet „Ansammlung“ oder „Versammlung, eine Anhäufung oder Gruppe“, und khorlo bedeutet wörtlich „Rad“. Die wörtliche Übersetzung ist daher in etwa „Rad der Ansammlung“. Wie der große Meister Jamgön Kongtrul sagte, bezieht sich dieser Begriff auf die innere Ebene der Tsok-Praxis und die Erzeugung riesiger „Ansammlungen“ von Glückseligkeit, vergleichbar mit „Rädern“, die das Netz unserer verblendeten Gedanken und befleckten Emotionen durchschneiden.

Wie bereits erwähnt, bietet das geheime Mantra-Vajrayana zahllose geschickte und kraftvolle Methoden, die bei richtiger Anwendung den Prozess der Ansammlung und Reinigung unglaublich schnell und direkt werden lassen. Eine dieser Methoden ist die Tsok-Praxis, die in erster Linie eine Praxis des Darbringens ist. Allerdings ist sie nicht ausschließlich eine Praxis des Darbringens, sie ist auch eine wirkungsvolle Methode zur Reinigung unseres Samaya. Manchmal heißt es, dass die beste Methode, um den Samaya zu reinigen, das Feueropfer ist, und die Tsok-Praxis ist das „innere Feueropfer“.

Tsok ist eine sehr reichhaltige Praxis mit vielfältigen Bedeutungsaspekten, und er kann auf verschiedenen Ebenen praktiziert werden. Es wird gesagt, dass wir als gewöhnliche Wesen die wahre Tsok-Praxis, wie sie von Dakas und Dakinis ausgeführt wird, nur nachahmen können.

Dharma-Schützer 

Dharma-Schützer (Skt. dharmapāla; Tib. chö kyong) Gottheiten, deren Aufgabe es ist, die Lehren und die Praktizierenden zu schützen. Manchmal sind sie Emanationen von Buddhas oder Bodhisattvas (überweltlich), manchmal Geister und Dämonen (weltlich), die von großen Praktizierenden wie Guru Padmasambhava unterworfen und durch einen Eid gebunden wurden. Zu den bekanntesten gehören Ekajati, Mahakala, Dza Rahula und Damchen Dorje Lekpa.

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